Ein Zukunftsbild für zwei Generationen
Haben Sie ein konkretes Bild von sich selbst in der Zukunft? Wissen Sie, was Sie erreichen möchten und wie es sich anfühlen soll? Der heutige Artikel zeigt, wie zwei Generationen ein gemeinsames Zukunftsbild entwickelt haben. Nicht von Anfang an, sondern vom Zielbild her gedacht. „Begin with the end.“
Danke für das Foto an Raphael Rychetsky auf www.unsplash.com
Horst, 50 Jahre alt, hat einen landwirtschaftlichen Betrieb aufgebaut. Hat schon auf Bio-Produktion umgestellt als sich noch keiner getraut hat. „Was soll denn der Öko-Quatsch? Wer soll das kaufen? Wer kann das bezahlen?“, war der Tenor, als er begann.
Der Betrieb ist gewachsen. Milchvieh, Hühner, Futteranbau, eine Biogasanlage. Horst hat den Betrieb kontinuierlich weiterentwickelt und ist dabei manches Risiko eingegangen. Er hat Mitarbeitende gefunden, junge Menschen ausgebildet und eine Molkerei gebaut. Inzwischen beliefert der Betrieb Unternehmen, Schulen und Kindergärten des Ortes mit Milch und Joghurt. Das Experiment, einen Hofladen nebenbei zu betreiben, war zwar im ersten Anlauf gescheitert. Mit der Verpachtung an einen externen Partner aber, gelang der Durchbruch im Markt. Nun gibt es einen hofeigenen Lieferservice. Natürlich online über die Website zu buchen. Es läuft.
Doch wie wird es in Zukunft laufen?
Sein Sohn Michael plant, irgendwann in den Betrieb einzusteigen und langfristig die Geschäftsführung zu übernehmen. Gut, dass er vom Fach ist. Aber: Welche Ideen hat der Nachfolger für den Betrieb? Und: Michael lebt seit vielen Jahren mit seiner Familie ein anderes Leben als das eines Landwirts. Wie wird ihm eine Rückkehr gelingen? Wie wird es seiner Familie gefallen? Was wünschen sich Sohn und Schwiegertochter für ihr Leben und für ihre Kinder?
Die beiden lassen sich beraten und entscheiden sich gemeinsam für die Entwicklung eines Zukunftsbildes.
Ein Zukunftsbild ist eine Beschreibung der erwarteten oder gewünschten Zukunft. Ziel eines Zukunftbildes ist es, eine Gruppe von Menschen auf ein gemeinsames Ziel zu fokussieren. Ein Zukunftsbild kann in Worte oder Bilder gefasst werden. Meist wird mit Zukunft ein Zeithorizont zwischen fünf bis zehn Jahren definiert.
Horst und Michael legen los. Der Prozess ist emotional und bildhaft. Vater und Sohn stellen sich zunächst ihren Lebensthemen und fragen sich
Worauf bist du stolz?
Was findest du spannend, was gibt dir Energie?
Was tust du mit besonderer Freude und Leichtigkeit?
Worauf freust du dich?
Sie entwickeln mit all ihren Stärken eine konkrete und positive Idee von sich selbst in ihren neuen Rollen der Zukunft.
Sie haben ein positives Zukunftsbild, das sie anzieht. Wow, welche Energie!
Dann kommen die strategischen Fragen:
Was sind die zentralen Themen und Herausforderungen der Welt, unserer Branche,
unseres Betriebes?
Was sind mögliche Konsequenzen für unsere Unternehmensstrategie?
Wie kann eine Roadmap der Veränderung für uns aussehen?
Welche Entwicklungen priorisieren wir?
Was sind die Entscheidungskriterien (Energie, Lust, Geld, Risiko, ROI, etc.)?
Welche Begleitung wollen wir, was können wir allein stemmen?
Sie entwickeln ihr Bild des zukunftsfähigen, nachhaltig wirtschaftenden Betriebes, der regional vermarktet und innovative Kooperationsmöglichkeiten nutzt.
Heute:
Michael ist mit seiner Familie auf den Hof gezogen. Er hat einen aktuellen Trend aufgegriffen, ein neues Angebot ist in der Entwicklung. Noch wird nichts verraten. Der Hof kooperiert mit einer nahegelegenen Kindertagesstätte. Die Kinder besuchen den Betrieb fast täglich und erleben so die Natur hautnah. Seine Frau und seine Kinder genießen es. Ach, und es wird Bienen geben.
Was sagen Vater und Sohn?
Horst: „Ein gemeinsames Zukunftsbild zu entwickeln war die beste Idee, die wir haben konnten. Jeder von uns weiß, was den anderen treibt. Ich sehe froh in die Zukunft und freue mich über die Unterstützung von Michael. Jetzt kann ich wieder für den Marathonlauf trainieren!“
Michael: „Gut, dass wir unsere Rollen geklärt haben. Als Sohn zurückzukommen, macht es manchmal schwer, den „Hut aufzusetzen“. Ich weiß, dass ich meine Ideen – auch gegen eine anfängliche Skepsis – verfolgen darf, und dass Vater mich unterstützt, selbst wenn er noch zweifelt.“
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